Vermessung der Welt

Bleistiftzeichnung auf Millimeterpapier / drawing on graph paper, 90x70cm, 2024

Dichter Wildwuchs, pflanzliches Chaos und Gestrüpp wie man sie vielerorts am unbebauten Wegesrand vorfindet, sind auf großformatigen Bögen Millimeterpapier mit Grafit abgebildet. Die Undurchdringlichkeit des Unterholzes steht im unmittelbaren Kontrast zur strengen Ordnung des orthogonalen Rasters – man könnte ihn buchstäblich kleinkariert nennen – der auf einem Papier gedruckt ist, das ja eigentlich für maßstabsgetreue Planzeichnungen reserviert ist. 1:1 verliert sich der Blick des Betrachters in einem Dickicht, wie es nur auf verwaisten Flächen entstehen kann, welche verwahrlost, ohne menschliche Fürsorge und oft widerstandslos auf die erbarmungslose (Rück-)Eroberung durch die Natur warten.

Dornen, Brennnesseln, Unkraut – so ungern sie auch gesehen werden, bilden sie doch in Wirklichkeit mit einer Vielzahl an weiteren Ruderal- und Pionierpflanzen ein Panorama der Diversität. Marianne Lang nennt ihre Serie „die Vermessung der Welt“. Nicht ohne Augenzwinkern bezieht sie sich damit auf den berühmten Roman, der sich ebenso ambivalent unterschiedlichen Aneignungsprozessen widmet und sie einander gegenüberstellt.