Abgründe / Abysses

Abgründe / Abysses

Buntstift auf Papier / Crayons on paper, 2019/21, 150x120cm

 

 

Zu sehen ist eine erdige Bruchkante, großformatig platziert auf einer 100x150cm großen Papierbahn. Organisches Material wie Wurzeln, Flechten und Moose versuchen vergeblich bröckeliges und erodiertes Gestein festzuhalten, während Sand und lockere Erde der irdischen Schwerkraft gemäß ihren unausweichlichen Weg abwärts finden. Wie ein ausgeschnittener oder besser gesagt ausgerissener Ausschnitt wirkt die Szene, da neben der extremen Dichtheit und Detailliertheit des Zerfalls oder des Zerbröseln jegliche Aussage über die Fläche darüber und die Fläche darunter völlig ausgespart bleibt, und es zu einer radikalen Konfrontation kommt zwischen feingliedrigem Chaos und weißer Immensität . 

Das Motiv ist ein gewöhnlicher Hangbruch, wie man ihn bei einem jeden Waldspaziergang beobachten könnte, beispielsweise entlang einer Wegböschung oder einen x-beliebigen Bach flankierend. Doch seltsamerweise unterstreicht gerade die Banalität die doch tatsächlich innewohnende Dramatik. Indem die Künstlerin alles andere wortwörtlich ausblendet und dieses Nichts in die Verantwortlichkeit bzw. die weiße Bühne des Ausstellungsraumes stellt, kommt es zu einer Inszenierung des Verfalls, welcher sich der Betrachter kaum zu entziehen vermag.

Gezeichnet ist eine Momentaufnahme. Und dennoch sehen wir Spuren der Veränderung, des sich Auflösens. Gebilde, Substanzen und Schichten der Erde treten zutage und komponieren ein Bild der Labilität und der Infragestellung jeglicher Beständigkeit. 

„Oft entdeckt man das Wesentlichste in den Nebensächlichkeiten ganz en-passant. Wer kennt das Gefühl nicht - in einem Moment deckt man, man steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, und im Nächsten bricht er einem unter den Füßen weg! Man kann das Ende der Welt buchstäblich am Wegesrand finden.“, so die Künstlerin zu ihrer Arbeit.

Copyright © 2017 Marianne Lang

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