Topfpflanzen gehts spazieren! / Potter plants take a walk!

Topfpflanzen gehts spazieren!  / Potter plants take a walk!

 Pflanzenstecklinge, Zeichnungen / cutting, drawing on paper, 2019

 

 

Wer heute auf der stark befahrenen Triester Straße an der Spinnerin am Kreuz vorbeifährt, kann kaum glauben, dass sich dahinter eine weitläufige Wohnhausanlage mit mehreren Höfen voller grüner Wiesen und Bäume erschließt. 1930 wurde der heutige George-Washington-Hof als Gartenstadt eröffnet. Die ursprüngliche Bepflanzung der Parkanlage mit Bäumen und Büschen in Monokultur spiegelt sich noch heute in den Namen der Höfe und Straßen wieder. Gedacht war eine gemeinschaftliche Nutzung der Grünanlagen sowohl durch HausbewohnerInnen als auch die gesamte Wiener Bevölkerung. 

An die Tradition der Gartenstadt anschließend beschäftigt sich Marianne Lang mit der Beziehung zwischen Natur und Gesellschaft, deren Verkörperung sie unter anderem in der Zimmerpflanze sieht. Die Topfpflanze symbolisiert die Sehnsucht nach Natur, die der Mensch dadurch stillt, indem er sich die Natur in den privaten Raum der Wohnung holt – im Gegensatz zum öffentlichen Grün vor der Haustüre. Eine Zimmerpflanze ist aber immer auch etwas Lebendiges. Sie verlangt nach der Fürsorge des Menschen und spricht somit das natürliche Bedürfnis an, sich um etwas kümmern zu wollen. Insofern kann das Kultivieren von Topfpflanzen als verbindendes Element zwischen den Menschen gesehen werden, unabhängig von kulturellen, religiösen, sprachlichen und sozialen Unterschieden. 

Am Beginn von Marianne Langs Arbeit stand eine Sammelaktion, in welcher sie die BewohnerInnen des George-Washington-Hofs um Ableger ihrer Zimmerpflanzen bat. Die eingesammelten Jungpflanzen werden während der gesamten Ausstellungsdauer in der Halle gehegt und gepflegt. Begleitet wird die Installation von Zeichnungen, die Marianne Lang von den Stecklingen anfertigt. Dabei gehen diese im Bild eine Gemeinschaft ein und bilden eine neuartige, fiktive Pflanzenkreuzung, die Marianne Lang als „Wohnbaumischung“ bezeichnet. 

Am Ende der Ausstellung erhalten BewohnerInnen und BesucherInnen die Möglichkeit, sich eine der Pflanzen mit nach Hause zunehmen. Ganz im Sinne von Josef Haders Liedtext „Topfpflanzen“ werden diese auf eine Wanderschaft von Wohnungstür zu Wohnungstür geschickt und tragen auf ihre ganz eigene Art zum Miteinander bei.

Copyright © 2017 Marianne Lang

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